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Interview Carina Cappellari

«Wir haben einen grossen Schritt vorwärts gemacht»

Bild: Maxime Schmid

Carina Cappellari steht vor ihrer zweiten Saison als Gravity-Nationaltrainerin. Im Interview spricht die 32-Jährige über Entwicklung und Strukturen in ihren Sportarten sowie über die Perspektiven im Hinblick auf die MTB-Weltmeisterschaften 2025 im Wallis.

Seit anderthalb Jahren bist du als Nationaltrainerin in den Gravity-Disziplinen Downhill und Enduro tätig. Wie fällt deine persönliche Zwischenbilanz aus?
Carina Cappellari: Überwiegend positiv; ich erhalte viele schöne Rückmeldungen aus der Szene, spüre dabei viel Dankbarkeit. Gleichzeitig bin ich selbst dankbar, dass ich mittlerweile auf eine grosse Auswahl an qualifizierten Personen zurückgreifen kann, die mich bei Bedarf unterstützen – sei dies bei einem Event, einem Leistungstest oder in einem Trainingscamp. Es ist einiges im Fluss; es entwickelt sich etwas. Das freut mich sehr.

Woran denkst du konkret?
Natürlich in erster Linie an den enorm wichtigen Nachwuchsbereich. Im vergangenen Herbst führten wir erstmals einen Gravity-Talentsichtungstag durch. Obwohl der Termin in einigen Kantonen die Schulferien tangierte, kamen rund 100 Jugendliche nach Magglingen; das war genial. Anhand der am Talent Day erzielten Resultate wählten wir jene angehenden Athletinnen und Athleten aus, welche in der Folge im neu geschaffenen interregionalen Trainingsstützpunkt aufgenommen wurden.

Wie sieht das Training in diesem Stützpunkt aus?
Eigentlich handelt es sich um ein kombiniertes U15- und U17-Nationalkader. 21 Personen aus den Sportarten Enduro und Gravity sind Teil davon. Im Durchschnitt gibt es einmal pro Monat einen Zusammenzug – an unterschiedlichsten Orten. Es finden Trainingscamps statt, im Sommer werden die Athletinnen und Athleten von Stützpunktleiter Nic Walser an Wettkämpfen betreut. Bis anhin lernten wir die Athletinnen und Athleten kennen, als sie ins U19-Nationalkader aufgenommen wurden; nun sind wir vier Jahre früher dran.

Das klingt fast nach einem Quantensprung.
Wir haben sicherlich einen grossen Schritt vorwärts gemacht – zumal sich die Entwicklung fortsetzt. In dieser Saison darf ich mit einem neu gegründeten Schweizer UCI-Enduro-Team Weltcup-Wettkämpfe bestreiten. Im Herbst können wir bei der Auswertung des zweiten Talentsichtungstags die Wettkampfresultate einbeziehen, im nächsten Jahr dürfen wir erstmals Swiss Olympic Talent Cards vergeben. Zudem sind wir in der glücklichen Lage, dass es mit dem Valiant-Cup bereits für die Kleinsten eine Wettkampfserie gibt. Nun schliessen wir Lücken. Die Struktur wird immer besser, die Sportart entsprechend attraktiver. Das dürfte sich mittelfristig auf allen Ebenen positiv auswirken.

Im nächsten Jahr finden die Weltmeisterschaften im Wallis statt. Was darf von den Schweizer Athletinnen und Athleten in den Gravity-Disziplinen erwartet werden?
Im Enduro werden wir bei der Elite kaum vorne mitmischen, da brauchen wir noch etwas mehr Zeit. Im Downhill hingegen sind wir mit Camille Balanche und Lisa Baumann sehr gut aufgestellt. Für Camille geht es nach dem schweren Sturz nun primär darum, das Selbstvertrauen wieder aufzubauen; ihre Qualitäten sind unbestritten. Lisa hat es in ihrer ersten richtigen Downhillsaison gleich auf das EM-Podest und im Weltcup in die Top 5 geschafft. Als ehemalige Juniorin-WM-Teilnehmerin im Cross-Country bringt sie sehr gute Voraussetzungen mit – und sie ist erst 22-jährig.

Wie sieht es bei den Männern aus?
Wir haben sehr motivierte, ambitionierte und schnelle Junioren. Diesbezügliche Prognosen sind jedoch schwierig, weil die Jungen in diesem Jahr ihre ersten Junioren-Weltcuprennen bestreiten werden und der regelmässig internationale Vergleich noch fehlt. Mike Huter hat sich im letzten Jahr, seinem ersten in der U19-Kategorie, in den Top Ten etabliert. Nun ist er reif für den nächsten Schritt – jenen Richtung Podest. Das gilt jedoch im Hinblick auf die WM 2024 in Andorra. 2025 wird er als einer der Jüngsten in der Elite-Kategorie antreten; die Ausgangslage wird da eine gänzlich andere sein.

Welche Termine sind in deiner diesjährigen Agenda neben Andorra sonst noch rot angestrichen?
Sicherlich der Enduro-Weltcup im Juli in der Aletsch Arena und die Downhill-EM im August in Champéry; es handelt sich um die Testwettkämpfe für die WM 2025. In Champéry werden wir im Vorfeld der Europameisterschaften ein Trainingscamp absolvieren.

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